Freitag, 8. August 2008

und wech issa...

der gute alte Führerschein. Völlig zu Unrecht wie ich finde, hat der Staat beim kleinen Mann wieder einmal zugeschlagen. Einzig der aufopferungsvolle Einsatz einer Jungen Polizistin ist es zu verdanken, dass der Akt der Abgabe an sich, nicht zu einem Trauerspiel wurde. Bei gleißender Hitze schleppte ich mich ohne klimatisiertes Gefährt zur nächst gelegenen Polizei Dienststelle. Im Rucksack, die zu vor erworbenen und frisch gekühlten Berlin Pilsner Flaschen, erfrischten wenigstens den Rücken ein wenig, als ich endlich mein Ziel erreichte. Beim eintreten bemerkte ich zwei Dinge: 1. Das die Steuergelder des Staates, gut aufgehoben, in ein modernes und vor allem klimatisiertes Polizeirevier investiert wurden und 2. die aufreizende junge Polizistin die hinter einem Schreibtisch mit 35 Funkstationen und ebenso vielen Fernmeldesprechern, beinahe verschwand und mich freundlich in Empfang nahm. Folgender Dialog spielte sich ab:

vermeintlicher Täter, im folgenden - "Ich" - genannt
junge aufreizende Polizistin, im folgenden - "Sie" - gennant
älterer erhabener und von Weisheit übergossener Chef, im folgenden - "Er" - gennant
mit "*[...]*" eingegrenzte Begriffe sind Gefühlsregungen oder Ereignisse


Ich: Hallo, ich würd gerne mein Führerschein so für, na sagen wir mal, einen Monat deponieren..
Sie: Warum nicht, macht man ja schon mal ganz gerne um die Jahreszeit *Grinsen*

Ich: Ja, dacht ich mir auch so, laufen soll ja Gesund sein *klappern der Bierflaschen im Rucksack*
Sie: *wahrnehmender Blick*
Sie: Aber doch nicht wegen Alkohol am Steuer, oder ?

Ich: Nein, natürlich nicht. *Übergabe des Bußgeldbescheids*
Sie: *Prüfender Blick*
Sie: *Grinsen*
Sie: Das macht man doch nicht *heftiger Augenschlag mit einem Grinsen*
Ich: Ja, so langsam glaub ich das auch.


Sie: Und dann noch von diesem alten Starrkasten erwischt zu werden *Grinsen*
Sie: Wenn Sie auf der Spur weiter rechts gefahren wären, hätte er Sie nicht erwischt. Ist mein täglicher Arbeitsweg.
Ich: Oh, beim nächsten mal versuch ich dran zu denken *Grinsen*

Die folgenden Minuten verbrachte die sympathische Gesetzeshüterin damit in Ihrem modernen Rechenknecht nach dem entsprechenden Formular zu suchen, welches vermeintlich nicht auffindbar war. Nachdem Sie sich mehrmals für die Verzögerung entschuldigte, mobilisierte Sie das halbe Präsidium um das entsprechende Formular aus dem, scheinbar absolut nicht Arbeitswilligen, Computer zu bekommen. Nachdem auch das scheiterte ließ Sie sich kurz entschuldigen mit den Worten: "Ich hol mal eben den Chef".

Auftritt des "Alten". Er Betritt den Raum mit einem langsamen aber bestimmenden Schritt. Sein Blick bringt Beton augenblicklich zum Bröckeln. Man merkt förmlich wie der Staub auf dem Boden Ihm freiwillig Platz macht. Die Weisheit von Jahrhunderten lagert auf seinen Schultern.

Er: *Böser Blick zu mir, der Terroristen zur freiwilligen Aufgabe bewegen könnte*
Ich: *Schluck*
Sie: *völlig am Feiern*
Er: Das ist er also...
Ich: *mit weg bleibender Stimme* ähhh Ja
*Kopf gesenkt*
Sie: *immer noch am Feiern*

Er: *geht zur Theke an der ich stehe und greift gezielt in eine Ablage und knallt vor mir ein Dokument auf den Tisch*
Ich: *Erschreck*
Sie: *kann gleich nicht mehr vor lachen*
Er: *dreht sich um und verlässt mit exakt dem gleichen Tempo und Erhabenheit den Raum*
Ich: *Fang wieder an zu atmen*

Ich: Ist der immer so drauf??
Sie: *Grinst*
Sie: Ja, am lustigsten ist er bei Vernehmungen. Da erzählen Leute ungefragt die irrwitzigsten Sachen nur weil sie Angst vor Ihm haben. Dabei ist er so ein lieber und harmloser Kerl.

Er vom Nebenzimmer:
Das hab ich gehört.
Sie: *Schluck*

Ich: *am Grinsen*
Ich: Das glaub ich sofort.


Die nachfolgenden Minuten während der Formularbearbeitung liefen in etwa ähnlich ab. Am Ende bekam ich ein Formular mit den Worten:
über den kompletten Formularkopf bedruckt, selbst ein Blinder hätte das Lesen können, in die Hand und wurde mit folgenden Wort verabschiedet:

Sie:
Kann ich sonst noch was für Sie tun?

Ich: ähhh, danke... vielleicht nächsten Monat.
Sie: *am Grinsen*

Das ganze Schauspiel war in jedem Fall an Unterhaltsamkeit kaum zu übertreffen und rettet mir sogar ein wenig den Nachmittag. Jedenfalls werde ich mich jetzt ein wenig mit dem ÖPNV vertraut machen. Mal sehen was man da so erlebt.

4 Kommentare:

Chrissi hat gesagt…

Ich kann dir versichern, die nächsten Tage sind zumindest klimatechnisch gesehen fußgängerfreundlich und du hast die Chance mal wieder ein paar nette Leute oder auch andere zu studieren und wer weiß das gibt doch bestimmt wieder interessante Themen für den Blog, ich freu mich drauf.
Kopf hoch, es wird schon und die Vorfreude, die nette Polizistin wieder zu treffen ist doch auch nicht ohne, gelle? :)
Eine schöne Woche
Mom

Anonym hat gesagt…

knappes zehntel der strafzeit ist bereits überstanden, sei tapfer.
ich fühle mit dir. tipp unter freunden: die drastisch angestiegene belastung deiner füße erfordert unter umständen, dass du ihnen mehr aufmerksamkeit widmest. ein fußbad und eine massage sorgen auch für seelische entspannung. während dessen kannst du ja in der dienststelle anrufen und dich nach dem dienstplan der süßen polizistin erkundigen (um sicherzustellen, dass du den lappen von ihr und nicht von irgendeinem bärtigen mann zurück bekommst).

dabei viel spaß wünscht olli

cbs hat gesagt…

ein aufmunterndes wort unter leidensgenossen gibt kraft für die letzten 9/10 der strafzeit. was die fussbelastungen angeht, hab ich vorsorglich eine modernisierung des schuhwerks umgesetzt. einzig die repressalien des "bahnfahrens" nagen jetzt an mir..

:kemmis hat gesagt…

Ja, aber solange du mit einem ständig mit Bier gefüllten Rucksack durch die Welt läufst, wirst du von den restlichen 9/10 nicht viel mitbekommen. Freut man sich auf der Arbeit schon ob der Fahne? Und was ist jetzt mit der Polizistin? Gibt es schon neues? vielleicht solltest du den Starrkasten weiter nach links schieben...